1854 bis 1855: Dynamomaschine, Bessemerbirne, Dosenöffner, Bunsenbrenner und Dampfpflug

frühere Erfindungen

Dynamomaschine
Bessemerbirne zur Stahlproduktion
Dosenöffner
Bunsenbrenner
Dampfpflug

Dynamomaschine (Generator) – Erfinder: 1854 Søren Hjorth

In deutschen Büchern über Industriegeschichte wird oft der Deutsche Werner von Siemens als Erfinder der Dynamomaschine genannt. In Wahrheit hatte der Generator, also eine Maschine, die Bewegungsenergie in Elektrizität umwandeln kann, mehrere Väter. Der Däne Søren Hjorth entwickelte und baute bereits 1854 eine funktionsfähige Dynamomaschine, die drei PS leisten konnte. Damit war Hjorth seinem Erfinderkollegen Werner von Siemens über ein Jahrzehnt voraus. Hjorths Maschine nutzte auch bereits das „dynamoelektrische Prinzip“. Dieses Prinzip besteht darin, dass der Restmagnetismus innerhalb des Generators eine „Anfangserregung“ erzeugt und die Maschine somit in Schwung bringt.

Bessemerbirne zur Stahlproduktion – Erfinder: 1855 Henry Bessemer

Eine der industriellen Herausforderungen des 19. Jahrhunderts war die Erhöhung der Stahlproduktion. Das bisher bekannte Puddelverfahren konnte nur geringe Mengen des wichtigen Werkstoffs erzeugen. Abhilfe brachten im Jahr 1855 die „Bessemerbirne“ und der so genannte Windfrischprozess. Die Bessemerbirne des englischen Erfinders Henry Bessemer war ein spezieller, birnenförmiger Konverter mit zahlreichen Luftöffnungen an der Unterseite. Die eindringende Luft („Winde“) heizte die Verbrennung in der Bessemerbirne an, wodurch dem Roheisen ein großer Teil des enthaltenen Kohlenstoffs entzogen wurde. Das Ergebnis dieses „Frischens“ war Stahl. Leider funktionierte dieses Prinzip nur bei Roheisen mit geringem Schwefel- und Phosphoranteil – also nur bei der Minderheit des damals verfügbaren Eisens. (Siehe auch Thomas-Gilchrist-Verfahren.)

Dosenöffner – Erfinder: 1855 Robert Yeates

Als die Konservendose zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Licht der Welt erblickte, konnten Lebensmittel endlich über Jahre hinweg haltbar gemacht werden. Was zu dieser – eigentlich sehr praktischen – Erfindung aber fehlte, war ein Öffnungsmechanismus. Daher rückten die Soldaten (die wichtigsten Verbraucher haltbarer Verpflegung) der Konserve mit grober Gewalt zu Leibe. Nur mit Bajonett, Beil oder Meißel ließ sich das Blech durchtrennen, bis der Engländer Robert Yeates 1855 den ersten Dosenöffner konstruierte. Öffner mit Schneidrad, der heute bevorzugten Technik, gibt es etwa seit dem Jahr 1870.

Bunsenbrenner – Erfinder: 1855 Peter Desaga

Erstaunlicherweise stammt der noch heute bekannte „Bunsenbrenner“ gar nicht von dem deutschen Chemiker Robert Wilhelm Bunsen, sondern von Bunsens Laborassistenten Peter Desaga. Ein Vorläufer des Brenners soll von dem Engländer Michael Faraday entwickelt worden sein. Als „Bunsenbrenner“ (der Markenbegriff wurde schon seinerzeit geprägt) versteht man einen kleinen, auf den Labortisch passenden Gasbrenner. Die verstellbare Gasflamme entsteht am Ende eines senkrecht stehenden Rohres. Die zur Verbrennung notwendige Luft – und dies ist eine Besonderheit des Geräts – saugt der Gasbrenner teilweise von unten durch das Rohr an.

Einsatz einer Lokomobile 1948 im Oderbruch © Bundesarchiv, Bild 183-S78768 / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de], via Wikimedia Commons

Dampfpflug – Erfinder: 1855 John Fowler

Im Vergleich zum ersten Dampfpflug wirken heutige Landmaschinen vermutlich geradezu elegant. Die 1855 von dem Engländer John Fowler erfundenen Dampfpflüge bestanden aus zwei fahrbaren Dampfmaschinen, zwischen die ein Pflug (oder ein anderes landwirtschaftliches Gerät) eingespannt war. Auch zwei Wasserwagen und ein Mannschaftswagen gehörten zu dem dampfenden Gespann, das manchmal von einem Dutzend Männer bedient wurde. Trotz aller Unzulänglichkeit war der Dampfpflug ein entscheidender Schritt in der Mechanisierung der Landwirtschaft und wurde bis weit ins 20. Jahrhundert genutzt.

spätere Erfindungen