Vor 1600 – Die Frühzeit technischer Erfindungen

Spätestens seit der „vernunftbegabte Mensch“, der Homo Sapiens, auf der Erde erschien, versuchte er seine unmittelbare Umwelt seinen Bedürfnissen anzupassen. Und um diese Umgestaltung effizienter und einfacher zu erreichen, machte er sich daran, immer komplexere Werkzeuge herzustellen und zu gebrauchen. Er nutzte das Feuer, verfeinerte die Jagdmethoden und den Ackerbau, schürfte Minerale und baute Unterkünfte. Zu all diesen Tätigkeiten benötigte er – Technik.

Diese erste Technik vergangener Epochen war selbstverständlich weit entfernt von der Ingenieurkunst, die später die Dampfmaschine oder den Computer hervorbringen sollte. Das grundlegende Veränderungsprinzip war aber durchaus vergleichbar: Ursprünglich aus der Natur entnommene Materialien wie Stein und Metall wurden nach überlieferten Methoden verändert und miteinander kombiniert.

Anfänge der Technikgeschichte sind verschwommen

Die Geschichte der Erfindungen und Entdeckungen der Alt- und Jungsteinzeit, aber auch späterer Epochen, liegt großenteils im Dunkeln. Da immer weniger Artefakte erhalten sind, je weiter wir in die Vergangenheit forschen, lässt sich nur grob abschätzen, wann Menschen tatsächlich die allererste Speerspitze aus Bronze schufen oder die erste Töpferscheibe benutzen.

Manche Erfindungen wurden vermutlich in verschieden Gebieten der Erde wiederholt gemacht – unabhängig voneinander. Und für viele der bahnbrechenden Innovationen der Menschheit ließe sich selbst bei optimaler Forschungslage kein einzelner „Erfinder“ ausmachen. Technologische Grundfertigkeiten wie Metallguss, Textilherstellung und Töpferei entwickelten sich in den Hochkulturen über unzählige kleine Fort- und Rückschritte.

  • Im 5. Jahrtausend v. Chr.: In der Indus-Kultur (heutiges Pakistan) dreht sich vermutlich die erste Töpferscheibe der Menschheit.
  • Etwa 3600 bis 3200 v. Chr.: Die Ägypter entwickeln den Pflug für den Ackerbau.
  • Um 3500 v. Chr.: Die Herstellung von Zinnbronze beginnt in Südosteuropa.
  • Um 1600 v. Chr.: Im Vorderen Orient (vermutlich in Ägypten, vielleicht in Mesopotamien) wird erstmals Glas hergestellt.
  • Um 1500 v. Chr.: Im österreichischen Salzkammergut gibt es erste, heute sicher nachweisbare Spuren eines Salzbergbaus.
  • Um 1100 v. Chr.: Der erste Abakus wird in Babylon zum Rechnen benutzt.
  • Um 1000 v. Chr.: Die Assyrer verwenden bereits einen einfachen Flaschenzug.
  • Etwa 250 v. Chr.: Die ersten Archimedischen Schrauben (Schneckenpumpen) befördern Wasser.
  • Um 200 v. Chr.: In China wird das Papier erfunden. Zuvor nutzen Menschen unter anderem Tontafeln und Papyrus zum Schreiben.
  • Etwa 620 n. Chr.: In China wird das erste Porzellan gebrannt – fast 1000 Jahre vor dem europäischen Porzellan. Auch der Holztafeldruck stammt aus dieser Zeit.
  • Um 1000 n. Chr.: In China wird Schwarzpulver als Raketenantrieb genutzt.
  • 13. Jahrhundert n. Chr.: Entwicklung von Gusseisen in Schweden; Erfindung der Brille für beide Augen in Italien; Vorläufer der Bleistifte mit Silberspitzen

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Erfindungen mit und ohne Erfinder

Der Erfinder, das kreative Genie, das eine neue Technik Kraft seines besonderen Geistes hervorbrachte, erschien erst seit der so genannten Neuzeit (etwa ab 1500 unserer Zeitrechnung) gelegentlich auf der Bühne der Geschichte. Aber auch dann war der Erfinder (und ist es noch heute) stets das Kind seiner Zeit, war abhängig von den technologischen Möglichkeiten seiner Ära und stand im Austausch mit anderen Geistesgrößen.

So waren Genies wie Leonardo da Vinci und Gottfried Wilhelm Leibniz zwar ihren Zeitgenossen gedanklich weit voraus, ersonnen Hubschrauber und Rechenmaschinen. Allerdings war das Ingenieurwesen jener Zeit nicht in der Lage, die Konstruktionszeichnungen in reale Maschinen bzw. Prototypen umzusetzen, sodass es in vielen Fällen bei Gedankenspielen blieb.

Zu den wenigen Erfindungen des 15. Jahrhunderts, die mit hoher Sicherheit einzelnen Erfindern zugeschrieben werden können, zählen die Uhr mit Federantrieb sowie der moderne Buchdruck. Hier ist ihre Geschichte in Kurzform:

Fadentelefon – Erfinder: 968 Kung-Foo Whing

Telefonate im ersten nachchristlichen Jahrtausend? Das gab es tatsächlich – allerdings ganz ohne Kabel oder Datenfernübertragung. Das Prinzip des Bindfadentelefons beruht darauf, dass ein straffer, schwingender Faden die akustischen Signale direkt vom Lautsprecher zum Mikrofon überträgt. Die größtmögliche Entfernung zwischen beiden beträgt dabei rund zehn Meter. Als Erfinder dieser archaischen Kommunikationsmethode, das heutzutage ein beliebtes Kinderexperiment ist, gilt ein gewisser Kung-Foo Whing. Der chinesische Philosoph soll zwei Zylinder aus Bambusrohr miteinander verbunden haben.

Uhr von Henlein – By Витольд Муратов (Собственное фото) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Uhr mit Federantrieb – 1430

Im Mittelalter waren Uhren in der Regel groß, schwerfällig und ungenau. Ihr Mechanismus funktionierte mit Hilfe von verschiedenen Gewichten, in denen die notwendige Antriebsenergie gespeichert war. Dies änderte sich mit dem Federantrieb, der wohl erstmals im Jahr 1430 zum Einsatz kam. Der erste nach diesem Prinzip konstruierte Zeitmesser gehörte vermutlich dem Herzog Philipp III. von Burgund, der in seinem Herrschaftsgebiet Wissenschaft und Künste förderte. Der neuartige Federantrieb speicherte die Energie in einer gespannten Metallfeder, was nicht nur Platz sparte, sondern auch eine deutlich bessere Regulierung der Uhren ermöglichte.

Wohl im Jahr 1504 hat der Schlossermeister Peter Henlein eine Uhr mit Federantrieb gebaut, die aufgrund ihrer geringen Größe den Namen „Taschenuhr“ verdiente. Ob er aber tatsächlich als Pionier der Taschenuhr gelten darf, ist umstritten.

Moderner Buchdruck – Erfinder: 1450 Johannes Gutenberg

Etwa in der Mitte des 15. Jahrhunderts schlug die Geburtsstunde des modernen Buchdrucks. Damals erfand der Mainzer Johannes Gutenberg einerseits die Druckerpresse und andererseits die beweglichen Bleilettern, die er zu immer neuen Textseiten zusammensetzen konnte. Das erste so entstandene Druckwerk war die berühmte Gutenberg-Bibel. Die revolutionäre Innovation ermöglichte es Bücher in Auflagen und zu Preisen herzustellen, die zuvor utopisch waren. Mit einer einzigen Druckerpresse konnte man nun pro Tag weit über 3000 Seiten drucken. Im europäischen Mittelalter waren die meisten Bücher kunstvolle Unikate, die von Mönchen in jahrelanger Arbeit abgeschrieben wurden. In China war der Holztafeldruck (auch „Blockdruck“ genannt) verbreitet.

spätere Erfindungen